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Wo funktionale Analphabeten in Lichtenberg Unterstützung finden

Über 30.000 Lichtenberger*innen können nicht richtig lesen und schreiben. Das Alpha-Bündnis Lichtenberg setzt sich für die Betroffenen ein. Mit neuer Unterstützung aus der Politik.

Es ist immer noch schwer vorstellbar. Aber auch die zweite Leo-Studie (2018) der Universität Hamburg, kam zu dem Ergebnis, dass 12,1% der erwerbsfähigen Gesamtbevölkerung Deutschlands funktionale Analphabeten sind. Das ist jeder achte Erwachsene. Auf dem Bau ist es sogar jeder zweite. Funktionale Analphabeten können Buchstaben erkennen. Sie sind durchaus in der Lage, ihren Namen und einige wenige Wörter zu schreiben. Den Sinn eines etwas längeren Textes können sie aber entweder gar nicht oder nicht schnell und mühelos genug verstehen, um einen praktischen Nutzen davon zu haben.

Das Thema ist aktueller denn je, doch im Fokus der Öffentlichkeit standen Betroffene bisher selten.

Kevin Hönicke und Julius Weissenborn

Die Politik hat reagiert.

In allen Berliner Bezirken gibt es die sogenannten Alpha-Bündnisse. Das sind Netzwerke aus sozialen Einrichtungen, die mit ihren Angeboten den Alltag der Betroffenen unterstützen. Sie setzen sich dafür ein, Tabus in Bezug auf das Thema Analphabetismus abzubauen.

In Lichtenberg gibt es das Bündnis mittlerweile seit 3 Jahren. Julius Weissenborn, Koordinator des Alpha-Bündnis in Lichtenberg, ist zufrieden mit der bisherigen Entwicklung. „Es ist toll mitzuerleben, wie sich das Bündnis in so kurzer Zeit entwickelt hat.“ Er spricht von niedrigschwelligen Lernangeboten, wie sie seit kurzem im Mehrgenerationshaus „RBO-Inmitten“ angeboten werden. Von den ersten erfolgreichen Vermittlungen von Betroffenen an das MEDIPLUS-Bildungswerk in Lichtenberg. Dort lernen sie Lesen und Schreiben, um dann eine Ausbildung als Altenpfleger anzufangen. Und von der zunehmenden Öffentlichkeit. „Unser Bündnis besteht mittlerweile aus 15 engagierten Trägern und politischen Entscheidungsträgern im Bezirk, die sich für die Entstigmatisierung von Analphabetismus einsetzen und Betroffene unkompliziert unterstützen“, so Weissenborn.

Sensibilisierung von bürgernahen Einrichtungen

Potential sieht er vor allem in der Sensibilisierung von bürgernahen Einrichtungen wie Familienzentren, Bürgerämtern und Sozialämtern. Durch den Erwerb des „Alpha-Siegels“ würden sich diese langfristig auf die Bedürfnisse von Betroffenen einstellen und durch leichte Sprache, Wegeleitsysteme und Mitarbeiterschulungen im großen Umfang etwas zur Teilhabe von Betroffenen beitragen. Das Job-Center Lichtenberg hat 2019 als erste Einrichtung Lichtenbergs das Alpha-Siegel erworben, Herr Weissenborn hofft, dass andere Einrichtungen nachziehen.

Unterstützung dafür hat er bei Kevin Hönicke, Stellv. Bezirksbürgermeister und neuer Schirmherr des Alpha-Bündnis in Lichtenberg gefunden. „“

Interessierte, Initiativen und andere Akteure sind eingeladen, sich anzuschließen. Infos erhält, wer eine E-Mail schreibt an: alpha.lichtenberg@vav-hhausen.de.